Barrierefreiheit für Hörakustiker mit Hörverlust
Mobiles System zum Abhören von Hörsystemen
Dank moderner Technik und medizinischer Weiterentwicklung gibt es immer mehr Hörsystem- und CI-Träger, die den Beruf des Hörakustikers ergreifen.
Eines der ersten eigenen Arbeitsmittel, die ein frischgebackener Auszubildender erhält, ist ein Stetho-Clip. Für die Hörsystem- und CI-Träger leider ein Werkzeug, das kaum bis gar nicht genutzt werden kann. Das Abhören von Kunden-Hörsystemen ist ein wichtiger Bestandteil des Berufes und gerade in der Ausbildung eine der ersten Aufgaben der Auszubildenden.
Darum haben wir uns an der Akademie für Hörakustik überlegt, wie auch die selbstbetroffenen die Möglichkeit haben, das Abhören von Hörsystemen selbstständig durchzuführen und nicht auf Unterstützung von Kollegen angewiesen sind.
Aufbau und Komponenten
Unsere Überlegung war, dass wir zuerst ein Mikrofon brauchen, dass sowohl sehr leise als auch sehr hohe Pegel aufnehmen und verarbeiten kann.
Diese Eigenschaft erfüllt ein Mikrofon, welches für die Übertragung von Musikinstrumenten verwendet wird. Dadurch ist es möglich, sowohl ein leises Eigenrauschen als auch die hohen Pegel eines WHO 4 Hörsystems kompressionsfrei aufzunehmen bzw. abzuhören. Dazu eignet sich ein Trompetenmikrofon (inkl. Speiseteil mit Batteriespeisung).
Als nächstes ging es um die Übertragung an die Hörsysteme.
Funk und Induktion kam nicht in Frage, da diese Art der Übertragung entweder Artefakte oder Einschränkung in der Frequenzbandbreite verursacht.
Auch unter dem Aspekt, dass ein Normalhörender diese Anlage nutzen kann, sind wir auf circumaurale Kopfhörer gekommen. Diese geben den Schall entweder in die Mikrofone des Hörsystems ab oder koppeln durch das Magnetfeld der Treiber in die T-Spule ein.
Als letzte Komponente wird ein Kopfhörerverstärker benötigt. Um auch mobil arbeiten zu können ist eine kleine Bauform und der Batteriebetrieb sinnvoll.
Auf das Trompetenmikrofon haben wir einen „Abhöradapter“ gesteckt, an den, über einen Standard-Schallschlauch, das Kunden-Hörsystem angebracht werden kann. Dieses Teil wird mit 3D-Druck hergestellt.
In den letzten Jahren wurde die Abhöranlage sowohl in der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung, als auch in der Meistervorbereitung vielfach getestet und von den Betroffenen durchweg positiv und als Bereicherung bewertet.
Komponenten zum Nachbau
Unsere Anlage ist aufgebaut aus folgenden Komponenten:
- Kopfhörer
AKG K-72 - Mikrofon
Superlux PRA383 D
Kondensator-Mikrofon für Trompete - Kabel
the sssnake SK233-0,5
XLR Patchkabel - Verstärker
Behringer Powerplay P2 - Batterien
2 Stück AAA und 1 Stück AA - Abhöradapter
3D-Druck
An Auszubildende, die sich eine eigene Anlage nachbauen wollen, können wir den Adapter in begrenzter Stückzahl abgeben.