Fünf Fragen an Stefanie Ziegler, Dozentin Hörakustik

Hörakustikmeisterin Stefanie Ziegler, ursprünglich aus Wuppertal, ist seit September 2020 an der Akademie für Hörakustik (afh) in Lübeck als Dozentin für Hörakustik im Einsatz. Sie erklärt, was sie an ihrer Tätigkeit besonders schätzt und warum ihre eigene Hörschwäche im Beruf auch eine Stärke sein kann.

1. Was beinhaltet Ihre Tätigkeit an der afh und wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Als Dozentin für Hörakustik unterrichte ich Auszubildende im Rahmen der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung und Meisterschülerinnen und -schüler in den Vorbereitungskursen für die Prüfung. Schon vor meiner Dozententätigkeit habe ich angefangen, Mitarbeitende im Fachgeschäft zu schulen, weil mir das Weitergeben von Wissen immer Spaß bereitet hat. Ich war bereits ausgebildete Augenoptikerin und hatte jede Menge Berufserfahrung gesammelt, bevor ich mit meiner Ausbildung zur Hörakustikerin begonnen habe.

Mein eigener plötzlicher Hörverlust nach einem Hörsturz war ursprünglich der Auslöser für mein starkes Interesse an professionellem Fachwissen im Bereich Hörakustik. Die Motivation, dieses Wissen immer weiter zu vertiefen, aktuelle Entwicklungen zu verfolgen und auch andere daran teilhaben zu lassen, hält bis heute an.

2. Warum haben Sie sich für eine Tätigkeit an der afh entschieden?

Als CI-Trägerin weiß ich, was es heißt, schwerhörig zu sein. Als meine Entscheidung für den Berufsweg als Hörakustikerin fiel, war ich bereits seit vielen Jahren Hörsystemträgerin. Ich kann dadurch gut einschätzen, was Menschen mit Hörschwäche bewegt und was sie sich wünschen, auch weil sie mir als ebenfalls Betroffene in Beratungsgesprächen häufig sehr offen gegenüber waren und schneller vertraut haben. Mein Wunsch, angehenden Hörakustikerinnen und Hörakustikern neben Fachwissen auch die Sicht der Betroffenen eindrücklich zu vermitteln, entstand schon während des Berufsschulunterrichts am Campus Hörakustik im Rahmen meiner Ausbildung. Darum habe ich mich für einen Vollzeitmeistervorbereitungskurs in Lübeck entschieden und darauf gezielt hingearbeitet, als afh-Dozentin zu unterrichten. So kann ich viel mehr Hörakustikerinnen und Hörakustiker erreichen.

3. Was war die größte Herausforderung für Sie an der afh bisher?

Mein Start als Dozentin an der afh fiel in die Pandemiezeit. Im Online-Unterricht Spontanität einzubringen, um die Aufmerksamkeit bei den Kursteilnehmerinnen und -teilnehmern hochzuhalten, ist mitunter eine Herausforderung. Mein Hörverlust hingegen schränkt mich beim Unterrichten nicht ein. Wenn im Präsenzunterricht mal jemand sehr undeutlich, von mir abgewandt oder leise hinter einer Mund-Nasen-Schutz-Maske spricht, weise ich einfach darauf hin. Das ist dann gleich ein wichtiger Lern-Effekt für den Umgang und die Kommunikation mit Kunden. Über Telefonspule und Kopfhörer bin ich auch gut außerhalb der Kurse telefonisch oder per Video-Call für Rückfragen erreichbar.

4. Was macht Ihnen an Ihrer Tätigkeit an der afh besonders viel Freude?

Wenn ich ein persönliches Feedback zu meinem Unterricht bekomme, mir signalisiert wird, dass die Inhalte verstanden wurden, und ich merke, dass ich andere vielleicht auch so für die Materie begeistern konnte, wie ich davon begeistert bin, dann geht das natürlich „‘runter wie Öl“.   

5. Was schätzen Sie am Campus Hörakustik als Wirkungsstätte?

Am Campus Hörakustik wird einem zentral an einem Ort die ganze Vielfalt des Berufs vor Augen geführt und der Blick über den Tellerrand ermöglicht.